14 goldene Regeln bei Konflikten & Missverständnissen

Das Drama von Romeo und Julia hat mich als Schülerin wirklich mitgenommen. Da glaubt der eine, der andere ist tot, und aus einem solch dummen Missverständnis heraus entwickelt sich die ultimative, totale Tragödie, die doch leicht hätte verhindert werden können.

Mittlerweile weiß ich, dass das Leben täglich solche kleineren und größeren Tragödien schreibt. Da entstehen Streit und Ärger aus einem bloßen Missverständnis heraus, da fühlt man sich durch eine ungeschickte Formulierung im Innersten gekränkt. Oder der eigene Partner wird zum undurchdringlichen Rätsel, das man absolut nicht versteht!


Konflikte und Missverständnisse, die lange Zeit unbearbeitet bestehen bleiben, können letztendlich unsere körperliche Gesundheit beeinträchtigen.



Die entsprechende Analogie auf der Körperebene könnte zum Beispiel in Form einer chronischen Entzündung ein Ablassventil finden. Gleich wie beim Druckkochtopf entlädt sich belastender Druck als heftige Gastritis, Blasen- oder Halsentzündung. Oder man hat buchstäblich die Nase voll!


Dabei wären zwar nicht alle, aber doch viele Konflikte lösbar, wenn wir uns im Bereich der Kommunikation bemühen würden. Eigentlich bin ich kein Freund von Verhaltenskatalogen, aber die folgenden 14 goldenen Regeln der Kommunikation machen Mut, sich Problemen zu stellen. Sie geben Vertrauen, dass man Konflikte positiv lösen kann und motivieren, diese Kunst zu lernen.



  1. Den rechten Moment unter vier Augen abwarten, um das Problem zu besprechen.


  2. Kein Drama inszenieren, sondern ruhig und ohne Übertreibung sprechen, nicht gleichgültig, nicht herablassend, nicht arrogant, sondern aufrichtig mit ehrlichem Bemühen.


  3. Keine Beschwerdeliste hervorkramen, sondern immer nur eine Sache besprechen. Es bewährt sich außerdem, neben dem Problem, das es zu lösen gilt, mindestens zwei positive Aspekte, die man am anderen schätzt, zu erwähnen.


  4. Nicht zu lange schlucken, sondern Gelegenheiten mutig am Schopf zu packen. Je länger man die Dinge vor sich herschiebt, umso größer werden sie.


  5. Direkt mit der betroffenen Person sprechen und nicht über andere Kanäle kommunizieren.



  6. Dinge nicht bagatellisieren oder sich lustig machen. Jeder möchte ernst genommen werden.


  7. Wir müssen uns nicht schuldig fühlen, wenn wir einen Konflikt besprechen wollen. Jeder, der ernsthaft nach Lösungen für ein besseres Zusammenleben sucht, verdient Respekt und Achtung.


  8. Bestimmte Worte am besten vermeiden: zum Beispiel „immer machst du das“, „nie sagst du …“, denn solche Verallgemeinerungen entsprechen kaum der Realität.


  9. Keine unmöglichen Dinge einfordern. Die Lösung ist dann gut, wenn beide Seiten zufrieden sind. Es ist außerdem unmöglich, dass nur einer von beiden ganz allein recht hat.


  10. Die Beschwerde nicht wie einen Schmutzkübel über dem anderen abladen, sondern auch die positiven Aspekte herausstreichen, die Möglichkeiten, die sich ergeben könnten. Für gute Stimmung und Humor sorgen.


  11. Du-Anschuldigungen vermeiden, stattdessen in der 1. Person reden: „Ich habe ein Problem damit …“ statt „Du kommst immer zu spät.“.


  12. Das Gespräch will gut vorbereitet sein, eventuell wird man sich die Dinge sogar aufschreiben, denn es ist wichtig,


  13. so exakt wie möglich zu sein, damit keine neuen Fehlinterpretationen auftauchen. Klarheit und Ehrlichkeit sind notwendig.


  14. Sich bemühen, den anderen wirklich zu verstehen: Was sind seine Werte im Leben? Woran glaubt er? Was ist ihm wichtig? Erst wenn wir für das Wertesystem des anderen Verständnis entwickelt haben, ist ein echtes Gespräch möglich.


(aus: Georgios Alvarado Planas, Artikel: Konstruktive Kritik – oder die Kunst, Beschwerden zu äußern)


Konflikte zu lösen braucht Übung. Aber es gibt kein schöneres Gefühl, als diesen gereinigten Augenblick danach, wenn die Missverständnisse ausgeräumt sind und wieder Platz für konstruktives Miteinander ist. Wie die Natur, die sich uns nach dem Gewittersturm gereinigt und frisch darbietet.



Dieser Artikel wurde in der Ausgabe 141, Juli 2015 des Magazins Abenteuer Philosophie veröffentlicht, Autor: Renate Knoblauch